Herkunft und Geschichte:

Karate wurde auf der Insel Okinawa entwickelt. Diese stand wechselnd unter chinesischer und japanischer Herrschaft. Auf die einheimische Kampfkunst des Te trafen chinesische Einflüsse des Kung Fu und wurden von den alten Meistern übernommen, zusammengefügt und an ihre Schüler weitergegeben. Viele alte Meister arbeiteten in der königlichen Verwaltung, als Polizeikräfte oder Personenschützer. Da Okinawa auf wichtigen Handelswegen lag, waren auch normale Zivilisten tätlichen Übergriffen zum Beispiel von fremden Matrosen ausgesetzt und mussten sich  behaupten können. Da die Besatzungsmächte außerdem zeitweise Waffenverbote verhängten, mussten vor allem die zivilen Ordnungskräfte Wege finden, die Gesetze durchzusetzen. Als waffenlose Kampfkunst war Karate dafür hervorragend geeignet (auch wenn Waffentraining durchaus auch Teil von Karate ist). Allerdings durften die Künste zeitweise nicht ausgeübt und weitergegeben werden. So kam es, dass Karate im Geheimen trainiert wurde und viele Legenden darum entstanden.

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Karate nach Japan gebracht. Dort musste es erst die Anerkennung der japanischen Kampfkunstautoritäten erringen. Darum wurden zum Beispiel die weißen Anzüge und das Gürtelsystem eingeführt. So war es als japanisch anerkannt und konnte seinen Weg ins japanische Schulsystem finden. Ähnlich wie in Deutschland zu dieser Zeit das Turnen (Turnvater Jahn) sollte Karate zur Körper- und Wehrertüchtigung der Jugend dienen. Später entwickelte es sich zum Sport und wurde nach dem zweiten Weltkrieg in die Welt exportiert. So verdankt Karate seine weltweite Verbreitung vor allem dem sportlichen Wettkampf, der spektakulär und für Zuschauer attraktiv ist. Die olympische Anerkennung blieb Karate bisher allerdings verwehrt.

 

Gürtelsystem:

Das Gürtelsystem des Karate wurde vom Judo übernommen, als es nach Japan eingeführt wurde. Es gibt je neun Schülergrade (Kyu) und Meistergrade (Dan), die in der Prüfungsordnung des Deutschen Karateverbandes (DKV) geführt werden. Die Schülergrade unterscheiden sich äußerlich durch verschiedene Farben:

9. Kyu          weiß

8. Kyu          gelb

7. Kyu          orange

6. Kyu          grün

5. Kyu          blau

4. Kyu          blau

3. Kyu          braun

2. Kyu          braun

1. Kyu          braun

1. - 9. Dan     schwarz

 

Karate als Sport:

Karate wird als Sport in drei Formen ausgeübt: Die Grundschule (Kihon) dient dem erlernen der Techniken, Kata ist eine Form, die Grundtechniken aneinanderreiht und einen Kampf choreographiert. Im Wettkampf wird die Ausführung der Kata von mehreren Kampfrichtern nach Kriterien wie Dynamik, Ausdruck, Kraft, Rhythmus usw. beurteilt und so der Sieger ermittelt. Der Zweikampf (Kumite) erlaubt im Wettkampf nur bestimmte Techniken. Diese müssen vor dem Auftreffen abgestoppt werden. Von den Kampfrichtern werden Treffer gewertet und so Punkte gesammelt. Sieger ist, wer am meisten Wertungen erzielt hat. Für den sportlichen Wettkampf wurde Karate in seiner Wirkung entschärft. Es sind nur bestimmte Techniken und damit auch Taktiken erlaubt. Da die Verletzungsgefahr eingeschränkt werden soll, wurde der Kontakt von den Regeln unterbunden. Dies zeigt vor allem, dass der Unversehrtheit des Partners besondere Beachtung geschenkt wird.

 

Karate als Kampfkunst:

Karate ist weithin für Schläge und Tritte bekannt. Allerdings verfügt es auch über Würfe, Hebel, Griffe, Würge- und Ringtechniken. Als Methode, Schaden an Leib und Leben zu vermeiden, wenn man von Gewalttätern angegriffen werden sollte, ist Karate ein vollständiges Kampfsystem zum Schutz von anderen und sich selbst. In Ermangelung von Büchern und Buchdruck hielten die alten Meister die Strategien, Taktiken und Techniken von Karate in den Kata fest. Daher ist die Entschlüsselung dieser Formen ein wichtiger Teil des Trainings, wenn man Karate als Form der Selbstverteidigung verstehen und erlernen möchte. Daraus können dann verschiedene Trainingsformen und Drills entwickelt werden, die dem Karateka ermöglichen sollen, unter erschwerten Bedingungen und Stress seine Techniken anzuwenden und sich unversehrt aus der Affäre zu ziehen.

 

Karate zur Entwicklung des Selbstbewusstseins:

Durch seinen schrittweisen Aufbau in der Ausbildung kann jeder im Karate individuell nach Alter und körperlichen Fähigkeiten Fortschritte erzielen. Dadurch entwickelt man nach und nach neue Fähigkeiten und gewinnt Vertrauen in das eigene Können. Im Training und besonders bei Gürtelprüfungen unterzieht man sich einer Überprüfung seiner Fortschritte und kann sie durch die verschiedenen Gürtel dokumentieren. Zweck der Prüfungen ist nicht die Auslese nach dem Leistungsprinzip, sondern vor allem den Schülern auf ihrem Weg zu helfen und Hinweise zur weiteren Verbesserung zu geben. So können sie durch den Ausbau ihrer körperlichen Fähigkeiten auch mental stärker werden, weil sie sich mehr zutrauen und sich auch an Herausforderungen wagen, die sie bisher nicht für möglich gehalten hätten. Das ist ein Ausdruck gesteigerten Selbstbewusstseins und hilft es weiter auszubauen. In unserem Verein gibt es immer wieder Späteinsteiger, die mit entsprechenden Ehrgeiz die Schülerränge durchlaufen und sich zu Fortgeschrittenen entwickeln.

 

Karate zur Gesunderhaltung:

Karate ist ein Ganzkörpertraining, da alle Extremitäten eingesetzt und auch der Körper konditioniert werden muss. Eine Wurzel liegt im Kung Fu, das aus Gymnastikübungen der Shaolin hervorging. Beweglichkeit, motorische Fähigkeiten und Koordination sind allgemeine Grundvoraussetzungen und müssen ständig trainiert werden. Für den sportlichen Wettkampf entwickelt man Kraft und Ausdauer, die auch für die Selbstverteidigung äußerst nützlich sind. Während die Ausdauer für den Wettkampf eher auf kurze, starke Belastungen ausgelegt ist, wird man im Breitensport Wert auf längere, mittlere Belastungen legen. Allerdings ist es nicht die Ausdauer, die zum Beispiel Langstreckenläufer erwerben, die lange ohne Sauerstoffschuld trainieren. Unser Training enthält Kampfsportelemente, die ähnlich wie Aerobic trainiert werden und auf Ausdauer zielen, Gymnastik, die Wert auf Beweglichkeit und Verletzungsprophylaxe legt, und Kraftübungen zur Stärkung der Muskulatur mit besonderem Augenmerk auf einen gesunden Rücken. Desweiteren binden wir immer wieder Entspannungs-, Atmungs-  und Meditationsübungen ein, die der schnelleren und besseren Regenerierung dienen. Im Training sollte jeder selbst entscheiden, wie weit man gehen kann und möchte. Sollte man ein Handicap haben, dann sollte man die Trainer informieren, damit sie darauf Rücksicht nehmen können. Gesundheit ist ein wichtiges Gut und wird natürlich auch entsprechend in unserem Karateverein beachtet.

 

Dojo und Dojokun:

Das Dojo ist der Trainingsraum und damit das Zentrum des Karatetrainings. Hier geben die Trainer und Meister (Sensei) ihr Wissen weiter. Darum wird ein Karateka dem Dojo immer besonderen Respekt entgegenbringen. Auch der Verein wird häufig als Dojo bezeichnet. Der Begriff umfasst also nicht nur den Trainingsraum, sondern auch die Gruppe von Lehrern und Schülern. Als soziale Gruppe haben sich diese Regeln im Umgang miteinander und mit dem Trainingsraum und der Ausrüstung gegeben. Manche Vereine haben diese Dojokun in einem Regelbuch festgeschrieben. Entscheidend ist die Fürsorge für das Dojo und den Trainingspartner, sowie der Respekt für den Trainer, die Fortgeschrittenen und den Partner. Besonders wichtig sind dabei Höflichkeitsformen (Gruß beim Betreten der Halle und vor und nach dem Training), Hygieneregeln (z. B. sollte man sauber zum Training erscheinen und besonders seine Füße gewaschen haben), An- und Abmelden beim Trainer und die innere Haltung (Aufmerksamkeit, Mitmachen, Anstrengen, pflegliche Behandlung des Dojos und der Ausrüstung usw.). In unserem Dojo wird man während des Trainings in die Formalien eingewiesen. Darum wendet Euch als Neue immer an einen Fortgeschrittenen oder Trainer bevor Ihr das Training aufnehmt.